Erlebnisbericht

Mit Übergewicht in die Azidose-Therapie

Mein Erlebnis während der AzidoseKur in Kloster Gerode

Ich war ziemlich verzweifelt wegen meiner Bewegungseinschränkungen. Ich bin 59 Jahre und habe eine künstliche Knieendoprothese am linken Knie und schwere Arthrose im rechten Knie. Zwei Bandscheibenvorfälle im Lendenwirbelsäulenbereich machen mich auch nicht beweglicher. Außerdem leide ich unter Bluthochdruck, Migräne, Tinnitus, Depressionen und bin stark übergewichtig (Adipositas). Eines Tages sprach ich darüber mit einer Kollegin und sie erzählte mir daraufhin vom Weg der Mitte.

Seit einem halben Jahr nehme ich im Weg der Mitte in Berlin Einzelstunden in Yoga-Therapie bei Carmen Mager und besuche neben der Yoga-Therapie außerdem den Rücken- und Gelenke-Kurs im Weg der Mitte. Ein Hoffnungsschimmer zeigte sich für mich am Horizont, weil ich bald merkte, wie gut mir das Yoga tat - die Bewegung sowie der psychische Ausgleich.

Eines Tages jammerte ich bei meiner Yoga-Therapeutin, Carmen Mager, über meine akuten Behinderungen und dass ich nun noch zu allem Überfluss am rechten und linken Fuß einen Hammerzeh hätte und mein Orthopäde den Vorschlag für eine OP gemacht habe. Daraufhin meinte Frau Mager, eine OP würde mich derzeit sicher zusätzlich belasten, und ich müsse dringend etwas für mich tun, auch hinsichtlich meines Gewichts. Sie empfahl mir im Kloster Gerode an einer AzidoseKur teilzunehmen. Ihre Entschlossenheit wirkte. Irgendwie war ich sofort überzeugt von diesem Rettungsanker.

„Ich hatte es immer und immer wieder mit Diäten versucht“

Ich muss dazu sagen, dass ich es immer und immer wieder mit den verschiedensten Diäten versucht habe. Ich habe mir in meinem Leben 200 kg runter und wieder rauf gegessen. Der Jojo-Effekt war immens. Irgendwann habe ich das Abnehmen aufgegeben. Ich befürchtete, dass das Ganze jetzt noch mehr zum Scheitern verurteilt war, weil ich mich so wenig bewegen konnte. Trotzdem habe ich auf meine Yoga-Therapeutin vertraut und mich wild entschlossen am nächsten Tag angemeldet. Ich hatte zwar Ängste, das alles nicht zu schaffen, weil ich bewegungsmäßig mit der Gruppe nicht mithalten können würde und nicht satt würde. Und überhaupt, hatte ich mir nicht zu viel vorgenommen, mit zarten schlanken Elfen Yoga zu praktizieren und den ganzen Tag in einer Gruppe zu sein? In meiner Umgebung hat so recht keiner an mich und dieses Unternehmen geglaubt.

Kloster Gerode – diesen Ort muss man lieben

Die Ankunft in Gerode war wunderschön. Diesen Ort muss man lieben. Schon diese Umgebung gibt einem Kraft. Wir wurden von unserem vierköpfigen Kur-Team (Reimund, Karoline, Wilhelmine und Heidemarie) so herzlich empfangen und spürten sofort die liebevolle Zuwendung von allen Klosterbewohnern.

Das Essen war ungewöhnlich für mich, aber in der Gemeinschaft war es ganz leicht

Mein erstes Abendessen bestand aus Gemüsesuppe und Reiswaffeln mit Butter und Gomasio. In der Gemeinschaft machte mir das für mich ungewohnte Essen nichts aus. Morgens das Frühstück, bestehend aus Kräutertee, Kartoffeln, Gemüse und Blattsalat, schmeckte auch gut. Erstaunlicherweise war das Essen kein Problem. Im Gegenteil, von Tag zu Tag schmeckte das Essen besser. Ich gebe zu, Kaffee oder schwarzer Tee haben gefehlt. Aber ich wusste ja warum. Nach und nach wurden die Gründe für die Azidose uns im Seminar immer deutlicher vor Augen geführt und ich begriff, was ich meinem Körper Schlimmes zugemutet hatte mit all dem „falschen“ Essen und der schlechten Essgewohnheiten.

Der vierte und fünfte Tag war hart, doch den Anschluss an die Gruppe wollte ich nicht verlieren
Ich merkte, dass sich ganz allmählich etwas bewegte in mir. Ich bemerkte, wie ich zunehmend gelenkiger wurde. Aber der 4. und 5. Tag waren hart. Nun hatte ich Migräne und Beinschmerzen und es regten sich Zweifel, ob das denn alles so richtig sei. In diesem Moment wurde ich mit einem liebevollen Stupser von Wilhelmine aufgefangen. Sie erklärte mir, dass das alles Ausleitungssymptome sind. Außerdem sei jetzt gerade im Seminar ein für mich ganz wichtiges Thema dran und es sei doch schade, das alles zu verpassen. Und ich sollte weiter im Yoga mitmachen, denn ich verlöre sonst den Anschluss an die Gruppe. Ich rappelte mich auf, und siehe da, langsam ging es. Es wurde noch ein wunderschöner Tag und am Nachmittag habe ich sogar getanzt.

Ja, es gab auch Musik, Gesang und Tanz, und das hat mir Lebensfreude gegeben, die ich solange nicht gespürt hatte.

Auch die Gruppe hat mir gut getan. Sie haben mich gestärkt. Wenn jemand auf der Treppe an mir vorüber spurtete, kam die Bemerkung: „Das kannst Du nächstes Jahr auch“.

Langsam wurde mir klar, hier habe ich den richtigen Weg gefunden
Alle zwei Tage gab es einen persönlichen Gesundheitscheck, der mich auch sehr voran gebracht hatte. Ich nahm sehr viele Medikamente ein und nun konnten so nach und nach meine Betablocker und blutdrucksenkenden Medikamente in der Dosierung vermindert und teilweise durch pflanzliche Medikamente ergänzt werden. Ich begriff, dass Betablocker nicht nur mein Herz, sondern auch mich blockten. Darüber war ich sehr dankbar. Langsam wurde mir klar, hier habe ich den richtigen Weg gefunden.

Ich hatte meinen Körper und besonders meinen dicken Bauch abgelehnt

Schwer war dann auch die Sache mit der Bauchmassage. Wer liebt schon seinen dicken Bauch? Aber ich merkte dieses Wohlgefühl bei dieser sanften Massage und ich bekam ein mir unbekanntes Gefühl zu meinem Bauch und zu meinem Körper. Es ist etwas sehr befreiendes, wenn man solange gehemmt war und seinen Bauch abgelehnt hat. Als übergewichtiger Mensch mochte ich natürlich meinen Körper nicht betrachten und habe ihn ignoriert so gut ich konnte. Aber er hat es mir ja auch gezeigt wie das ist, wenn man seinen Körper nicht annimmt. Er hat sich mit großer Bewegungsunfähigkeit und Schmerzen bemerkbar gemacht, und jetzt habe ich es begriffen!

Es ist so schön Massage zu empfangen und zu geben

Wir haben uns gegenseitig massiert (Rücken, Kopf-Schulter, Beine) und es ist so schön Massage zu empfangen, aber es ist genauso schön Massage zu geben. Ich konnte mich da richtig hinein geben. Nun gibt es auch die Hoffnung, meine Hammerzehen durch entsprechende Massage wieder zurückzubilden. Daran hätte ich gar nicht geglaubt.

Dann waren da meine Supererlebnisse im Yoga. Es gelang mir jeden Tag ein wenig mehr, und kaum zu glauben, was ich am Schluss alles konnte. Für mich war es anfangs schon der Alptraum, mich mehrfach auf den Boden zu legen und wieder aufzustehen. Aber zum Schluss, war es kein Problem mehr. Yoga, tut auch psychisch gut. Es hat mich verändert und es wird mich noch mehr verändern. Ich weiß es. Ich war richtig enttäuscht, dass es am letzten Tag kein Yoga gab. Das hätte ich zu Anfang nicht geglaubt.

Die Dinge bekamen für mich einen anderen Wert
Zwischendurch gab es im Rahmen der Ordnungstherapie auch Arbeit im Garten oder im Gewächshaus. Natürlich hat man auf meine gesundheitlichen Probleme Rücksicht genommen und ich bekam körperlich leichte Aufgaben. Nun weiß ich einen Kürbiskern zu schätzen. Ich habe aus kleinen Töpfen einen winzigen Kürbiskern herausgesucht und wenn er gut war umgetopft. Das ein Kürbis soviel Zuwendung braucht, daran hatte ich als Supermarktbesucher und Stadtkind keinen Gedanken verschwendet. Genauso der Salat oder das Basilikum. Die Dinge bekamen für mich einen anderen Wert.

Das alles insgesamt war eine wundervolle Erfahrung. Es war weit mehr als eine Abnehmkur. Es hat mir den Weg zu mir selbst und zu meinem Körper gezeigt. Es hat mir Blitze von Glück beschert, dass ich so lange nicht gefühlt habe, und ich bin dankbar, so vielen wertvollen und netten Menschen begegnet zu sein.

Nach der Kur wiege ich 6 kg weniger. Die Weiterführung der Heilkost habe ich mir für weitere vier Wochen fest vorgenommen und langsam und beständig nehme ich weiter ab.

Außerdem keine Frage, ich freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Aufenthalt im Kloster Gerode.

Sieglinde Schreiber-Barth (AzidoseKur im Mai 2006)