Veröffentlichungen

Home » Veröffentlichungen » Die Wurzeln der Metamorphischen Methode

Die Wurzeln der Metamorphischen Methode

Artikel von Gaston Saint-Pierre

© Gaston Saint-Pierre
Sept 2003

Was stellen die Metamorphiker ihren Klienten als Grundlage zur Verfügung? Warum werden viele Menschen im Verlaufe einer Sitzung geistesabwesend, träumerisch, haben das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein: „ Es war, als ob ich schliefe, und dennoch war ich mir Ihrer leichten Berührung an meinen Füßen bewusst“ – oder auch: „Mein Kopf wurde leer – ich war hier und doch nicht hier“? Die Aufgabe eines Metamorphikers ist es, den Klienten durch Nichtverhaftung einen (Nähr)boden zur Verfügung zu stellen, der frei von jeder Richtungsvorgabe ist. Diese Nichtverhaftung wird folgendermaßen definiert: Nichts außer den Fakten wahrzunehmen, ihr Vorhandensein ohne Urteile, Vergleiche oder irgendeine mentale Bewertung zur Kenntnis zu nehmen und dann diese Dinge auf sich beruhen zu lassen. Fakten sind die innere und äußere Wahrnehmung des Selbst: das kann ein Schmerz sein, eine Emotion, ein Gedanke, ein Geräusch, die Farbe des Lichts, der Grund für eine Frage. Nichtverhaftung scheint die Gehirntätigkeit zu hemmen und die zwei Hemisphären ins Gleichgewicht zu bringen, der Intellekt tritt in den Hintergrund.

Wenn jemand einwilligt, eine Sitzung mit der Metamorphischen Methode zu bekommen, lässt er sich gewissermaßen darauf ein, seiner eigenen natürlichen Transformationsbewegung keine Hindernisse mehr in den Weg zu legen. Dies trifft auf Sterbende, den gestressten Manager, geistig Behinderte und auch auf Babys zu. Die beiden letztgenannten Gruppen haben den Vorteil, dass ihr Verstand nicht um jeden Preis die Kontrolle und den Status quo aufrecht erhalten will. Bei den Babys haben sich die physischen Muster noch nicht in der Materie verfestigt. Für uns alle scheint dies einen einfacheren Zugang zu demjenigen Teil des Gehirns zu bedeuten, der Wachstum, Entwicklung, Heilung, Transformation und Kreativität kontrolliert. Intelligenz statt Verstand, das Bewusstsein und die lebendige Kraft des Menschen vereinigen sich in tiefer Kommunion.

 

Ein Zustand der Resonanz entsteht zwischen Metamorphiker und Klient. Der denkende Geist des Metamorphikers steht unter der Kontrolle seines Bewusstseins, wird nur zur Bezeugung der Fakten eingesetzt und in Schach gehalten, so dass Interventionen fehlen. Der Geist des Klienten ist vielleicht sehr unruhig, anscheinend damit beschäftigt, Lösungen für Probleme zu finden, die meistens sowieso seine eigenen Erfindungen waren. Angesichts des friedlichen Geistes des Metamorphikers und der erhöhten Kraft seines Bewusstseins, beruhigt sich der unruhige Geist des Klienten und die ihm eigene Lebenskraft kann kreativ handeln, da diese Kraft nicht länger vom Verstand mit Beschlag belegt wird.

Es ist, als ob sich die Schwingungen von Klient und Metamorphiker in einem Tanz der Formen vereinigten und aus alten, gelösten Mustern neue Muster in das Gewebe des Lebens gewoben würden.